Branche 03.12.2016 (Archiv)
Pokergewinne bleiben in Österreich steuerfrei
Ende August wurden Pläne des österreichischen Finanzministeriums bekannt, wonach Gewinne aus Pokerspielen zukünftig zu besteuern seien. Doch relativ schnell wurde dieses Gedankenspiel wieder verworfen.Eigentlich sind viele professionelle Pokerspieler nach Österreich geflüchtet, weil hier eine relativ klare Rechtslage herrscht. Poker gehört zum Glücksspiel und Glücksspiel ist steuerfrei. Kürzlich jedoch wurden Pläne bekannt, wonach das Finanzministerium Gewinne aus Pokerturnieren als Gewinnerzielungsabsicht wertet und besteuern möchte. Doch diese Absicht wurde relativ schnell wieder ad acta gelegt. Nun wollen sich die Länder der Europäischen Union intensiv über eine gemeinsame Öffnung des Marktes beraten.
Pläne gecancelt
Österreich dürfte weiterhin beliebter Zufluchtsort von professionellen Pokerspielern bleiben, nachdem das Finanzministerium in Wien seine Pläne, Gewinne von Pokerturnieren zu besteuern, nach eigenen Angaben ad acta gelegt hat. In Unterlagen des Salzburger Steuerdialogs 2016 hieß es:
Statement der Experten
'Das Pokerspiel ist im Allgemeinen als Mischung aus Glücks- und Geschicklichkeitselementen anzusehen. Wird allerdings das Pokerspiel professionell in einer Art und Weise ausgeübt, die über eine bloße Freizeitgestaltung hinausgeht, können eine Einkunftsquelle und eine unternehmerische Tätigkeit vorliegen. Ein starkes Indiz für einen hohen Professionalisierungsgrad besteht darin, dass der Pokerspieler an Turnieren mit höheren Start- bzw. Preisgeldern teilnimmt. Einkünfte eines Turnierpokerspielers sind daher grundsätzlich steuerbar. Unerheblich ist, ob die Tätigkeit die einzige Erwerbsquelle oder eine von mehreren Erwerbsquellen darstellt. Auch die Einstufung als Glücksspiel im Glückspielgesetz ist für die einkommensteuerliche Beurteilung ohne Bedeutung. Erzielt ein Pokerspieler durch die Teilnahme an derartigen Turnieren regelmäßig Gewinne, liegen daher Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb vor. Entgegen der bisherigen Verwaltungspraxis sind Einkünfte eines Turnierpokerspielers ab 2017 als gewerbliche Einkünfte zu erfassen.'
Mit dieser These haben sich die Finanz- und Steuerexperten einer Meinung angeschlossen, wie sie bereits in Deutschland vorherrscht. Wer dort Einnahmen mit dem Pokerspiel generiert, dem werden bewusste Gewinnerziehungsabsichten unterstellt. Er betreibt also ein Pokergewerbe und muss die Einnahmen daraus entsprechend versteuern.
Rechtslage in Deutschland in der Schwebe
Diese Praxis wurde in Deutschland 2015 vom obersten Finanzgericht, dem Bundefinanzhof, bestätigt. Es verurteilte den deutschen Pokerspieler Eddy Scharf auf die von ihm erzielten Gewinne Steuern zu zahlen. Da gegen dieses Urteil momentan eine Verfassungsbeschwerde läuft, ist noch nicht ganz klar, wie damit in der Bundesrepublik zukünftig umgegangen wird. Diese unsichere Rechtslage hat viele deutsche Pokerprofis nach Österreich gelockt. Darunter bekannte Namen wie Fedor Holz oder Pius Heinz. Die klare Regulierung, die besagt, dass Poker zum Glücksspiel gehört und Glücksspielgewinne in Österreich grundsätzlich steuerfrei sind, schafft hier eine unmissverständliche Rechtslage, die Profispieler schätzen.
Gewinne aus Pokerspielen müssen in Österreich nicht versteuert werden Foto: nazarovsergey - 367012244 / Shutterstock.com
In Österreich gab es Pläne, die Gewinne aus Pokerturnieren zu versteuern, weil sie eine Gewinnerzielungsabsicht darstellen. Doch das Finanzministerium entschied sich vorerst dagegen.
Entsprechend wohlwollend hat die Pokerszene zur Kenntnis genommen, dass das Finanzministerium von den erst Ende Augst bekannt gewordenen Plänen zur Besteuerung relativ schnell Abstand genommen hat. Gegenüber dem 'Kurier' bestätigte das Ministerium: 'Die diesbezüglichen Ausführungen im Begutachtungsentwurf sollen in der endgültigen Fassung nicht mehr enthalten sein.' Glücksspiel bleibt damit vorerst in allen Facetten steuerfrei, das gilt auch für Lottogewinne und Video Poker. Video Poker wird sowohl in den von Casino Austria betriebenen Spielbanken als auch in Online Casinos angeboten und ist eine gern gewählte Alternative zum klassischen Poker.
Öffnung des Marktes geplant
Dass sich Österreich gegen die Besteuerung der Pokergewinne entschieden hat, dürfte auch an den Vorbildern Frankreich und Italien liegen. Dort hat man Online Poker besteuert, was letztlich dazu führte, dass viele Spieler ihr Hobby aufgeben mussten und damit auch den Staat straften, der weniger Steuereinnahmen verzeichnete. Das Ausbleiben von erwarteten Steuereinnahmen aus Glücksspielen war Thema bei einem Treffen der nationalen Glücksspielaufsichtsbehörden der größten Märkte Europas. Beteiligt waren unter anderem Österreich, Deutschland, Italien, Portugal, Spanien, Frankreich und Großbritannien. Dabei stellten die Behörden einheitlich fest, dass die Abschottung der nationalen Märkte angesichts der ausbleibenden Steuereinnahmen ein Fehler gewesen sei.
Um den Markt öffnen zu können, müssen sich die EU-Länder auf eine einheitliche Regelung einigen. Der unterschiedliche Umgang mit der Besteuerung von Pokergewinnen steht dem im Moment noch entgegen. Länder wie Deutschland wollen freilich ungern auf diese Steuereinnahmen verzichten. Entsprechend muss noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden. Aber auch Länder wie Österreich wissen ihr Alleinstellungsmerkmal in der Union zu schätzen.
Immerhin: Die Regulierungsbehörden haben nach dem kürzlich stattgefunden Treffen in Frankreich für das kommende Jahr bereits weitere Beratungen angesetzt. Und in Frankreich selbst wurde sogar bereits ein Gesetzentwurf verabschiedet, der die Einführung für eine grenzübergreifende Marktliquidität vorsieht.
Entwicklung der weltweiten Brutto-Umsätze im
Online-Poker in den Jahren 2003 bis 2012
Jahr | Umsatz |
2003 | 0,3 Milliarden US-Dollar |
2004 | 1,4 Milliarden US-Dollar |
2005 | 2,6 Milliarden US-Dollar |
2006 | 3,3 Milliarden US-Dollar |
2007 | 3,2 Milliarden US-Dollar |
2008 | 3,9 Milliarden US-Dollar |
2009 | 4,9 Milliarden US-Dollar |
2010 | 5,6 Milliarden US-Dollar |
2011 | 6,4 Milliarden US-Dollar |
2012 | 6,7 Milliarden US-Dollar |
Quelle: Statista
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