Aktuell 13.03.2009 (Archiv)
Keine Zensur bei Spielen!
Die tragischen Ereignisse rund um den Amoklauf eines 17-jährigen Mannes an der Albertville-Realschule in Winnenden haben in Deutschland eine heftige Diskussion um ein schärferes Vorgehen gegen sogenannte 'Killerspiele' ausgelöst.Eine entsprechende Forderung der Politik nach einem generellen
Verbot derartiger Computer- und Videospiele wird vor allem damit
begründet, dass auch im Haushalt des Delinquenten solche Spiele gefunden
wurden. Einzelne Medien sehen darin den endgültigen Beweis dafür, dass
Gewaltinhalte in Games Menschen zu schrecklichen Taten ermutigen können.
'Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalthaltiger
Medien und der Tat in Winnenden ist nach derzeitigen Informationen nicht
erkennbar', entgegnet der Bundesverband Interaktive
Unterhaltungssoftware (BIU). Die Tatsache,
dass der Täter im Besitz von Computerspielen war, sei nicht weiter
verwunderlich, da Games inzwischen ein 'fester Bestandteil der
Jugendkultur' seien.
Der tragische Vorfall von Winnenden deute hingegen auf einen komplexen
Tathintergrund hin. So sei etwa zu vermuten, dass insbesondere die
psychische Kondition und das soziale Umfeld des Täters wichtige Faktoren
darstellen. 'Die vielen Todesopfer des tragischen Vorfalls erfordern
einen sachgerechten Diskurs zu den Hintergründen des Geschehens. Die
aktuelle Forderung der CDU/CSU-Fraktion nach einem schärferen Verbot für
Computer- und Videospiele ist daher vollkommen unangemessen und nicht
zielführend', stellt der BIU fest. Aus Sicht des Bundesverbands sei im
vorliegenden Fall kein Versagen des Jugendschutzes feststellbar.
'Deutschland verfügt im weltweiten Vergleich über das engmaschigste
Jugendschutzsystem im Bezug auf Computer- und Videospiele. Ein
generelles Verbot von Spielen für Erwachsene käme einer Zensur gleich,
welche angesichts der komplexen staatlichen Kontrollmechanismen nicht
gerechtfertigt wäre', betont der BIU. Die Verbreitung von
'gewaltverherrlichenden' Games sei ohnehin bereits heute schon auf
Grundlage des Strafgesetzbuches verboten.
Der BIU warnt mit Rücksicht auf die Opfer der Winnender Tragödie, den
Blick auf die eigentlichen Tatumstände nicht durch eine unsachliche
Debatte über ein Verbot von 'Killerspielen' zu verstellen. 'Die erneute
Debatte um ein Verbot von 'Killerspielen' ist rein politisch motiviert
und wird populistisch geführt. Mit Blick auf den tragischen Vorfall und
die Opfer ist diese Art der Ursachenforschung absolut unangemessen und
verstellt den Blick auf die wirklichen Probleme', erläutert
BIU-Pressesprecher Arjan Dhupia auf Anfrage von pressetext. Das Vorgehen
der Innenpolitiker diskreditiere das funktionierende Jugendschutzsystem
und die Bemühungen derjenigen, die sich kontinuierlich dem Jugendschutz
widmen. 'Es gibt kein Regelungs- sondern ein Vollzugsdefizit. Die
Innenminister sind gut beraten, sich Ihrer Verantwortung bei der
Vollzugskontrolle der bestehenden Gesetze bewusst zu werden', so Dhupia
abschließend.
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